Im Marketing und Controlling zuhause - Andreas Müller


Bereits während seiner Schulzeit interessierte sich Andreas für wirtschaftliche Zusammenhänge und Zahlen, deshalb  wollte er eigentlich in Pforzheim BWL studieren. Denn diese Hochschule hatte „einen sensationell guten Ruf. Leider reichte  mein Abiturschnitt für den dortigen Numerus Clausus von 1,1 oder 1,2  nicht aus “, erinnert sich Andreas. Durch Zufall erfuhr Andreas, dass es an der Hochschule Konstanz einen neu entwickelten BWL-Studiengang gab und da es direkt mit seiner ersten Bewerbung klappte, führte ihn sein Weg geradewegs zur Konstanzer BWL.

Als Student des zweiten BWL-Jahrgangs im Jahr 1991 zählten Andreas und seine Kommilitonen  zu den Vorreitern  der Konstanzer BWL. Diese Aura des Neuen  und die kreativen Ansätze von Prof. Dr. Bernd Richter und Prof. Dr. Leo Schubert reizten Andreas besonders.  Dadurch,  dass die Professoren gemeinsam mit den Studierenden den  Studiengang noch am Entwickeln waren, entstand ein unglaublich enges Verhältnis untereinander.

„Ab und zu mussten wir uns auch gemeinsam auf die Suche nach einem Seminarraum machen, wenn mal wieder kein Raum für uns frei war. Oft gab es nur Platz oben unterm Dach. Bei sommerlichen Temperaturen war es dort gar nicht so einfach, den Profs inhaltlich zu folgen.“

Nicht nur in Vorlesungen von Prof. Dr. Bernd Richter erweiterten die Studierenden ihren Horizont, auch für Themen der Wirtschaftsethik, die damals noch kaum im Zusammenhang mit BWL gelehrt wurden, schaffte es Prof. Dr. Joseph Wieland die Studierenden zu begeistern. Bis heute zitiert Andreas seinen Professor gerne in einem passenden Moment: „Wenn wir uns alle vertrauen würden, wäre die gesamte Gilde der Anwälte unnötig. Und die Transaktionskosten in einem Unternehmen würden signifikant fallen.“

Schon damals gab es die Möglichkeit, sich außerhalb des Studiums zu engagieren. So bereicherte Prof. Dr. Leo Schubert  die Theorie durch die Zusammenarbeit mit externen Firmen, zum Beispiel konnte für die Erstellung von Marktstudien mit einer Unternehmensberatung zusammengearbeitet werden. „Die Professoren  von damals wussten wirklich, welche Anstöße sie uns geben mussten, damit wir uns  entwickelten und uns eigenverantwortlich selbst etwas aneigneten.“ „Auch wenn wir damals das Studium mit dem ein oder anderen weißen Fleck verlassen haben, war es im Grundsatz ein sensationelles Studium und die Studierenden wussten, wie sie sich fehlendes Wissen aneignen konnten“, blickt Andreas zurück.

„Die Betreuung durch die Professoren aber auch durch die damalige Studiengangsassistentin Elisabeth Reith war wirklich ausgezeichnet!“

Besonders gern erinnert sich Andreas an das Kommunikationsseminar von Prof. Dr. Bernd Richter in Schloss Langenrain zurück: „Dort draußen hatten wir nicht nur einen spannenden fachlichen Austausch, sondern auch sensationelle Partys.“
Aber auch die „Knackenten“ waren etwas, das die meisten wohl bis heute nicht vergessen haben. Normalerweise gab es die nur zur Fasnacht, da sie einen ziemlichen Lärm machen. „Alle Studierenden haben damals solch eine Knackente bekommen. So nach dem Prinzip: Das hilft, um  sich auf dem Campus wiederzufinden – weil wir ja eine Minorität waren.“

Andreas erzählt, dass er viele Praktika und Ferienjobs gemacht hat. Einerseits um zu verstehen, wie eine Produktion  funktioniert, aber auch um zu erkennen, was es bedeutet, körperlich anstrengende Jobs zu machen. Er findet, es hat ihm nie geschadet, „an der Basis“ zu arbeiten. So konnte er auch während seiner eigenen Geschäftsführertätigkeit nachvollziehen, wie sich seine Mitarbeiter fühlten und  wie wichtig ein respektvoller Umgang ist – ein Unternehmen ist nichts ohne seine Mitarbeiter.

Während des Studiums hatte Andreas noch kein konkretes Karriereziel im Blick, auch wenn er die Bereiche Controlling und Finanzen aber auch Marketing durchaus interessant fand. Schnell hat er nach seinem Berufseinstieg im Marketing gemerkt, dass es eigentlich die Auseinandersetzung mit Zahlen, also das Controlling, und die Analyse von Geschäftsmodellen sind, die ihm liegen. In seinen ersten Berufsjahren hat Andreas sich intensiv mit dem Aufbau von Unternehmen auseinandergesetzt, dazu gehörte auch die Einführung von IT-System und die Entwicklung von Geschäftsprozessen. Zu GF (Georg Fischer)  kam Andreas durch ein freiwilliges Praktikum, das er während der Semesterferien beim Unternehmen absolvierte. Auch seine Diplomarbeit konnte er in diesem Rahmen schreiben. Thematisch hat er sich damit auseinandergesetzt, wie man im Produktmanagement ein internationales virtuelles Team zusammenstellt und führt. „Heute ist das für ein Unternehmen selbstverständlich, aber Mitte der 90er Jahre als  das Internet gerade erst im Begriff war, an Bedeutung zu gewinnen, war dies etwas Neues. In dieser Zeit hatte nur jeder Zwanzigste ein E-Mail-Konto.“

 „Ich habe nie zu lange (5-8 Jahre im Maximum) in einer Position, bei der gleichen Aufgabe verharrt. Sonst schafft man irgendwann den Absprung nicht mehr.“

Ein Konzern wie GF bietet vielfältige Aufgabenbereiche und  die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln, erklärt Andreas begeistert. Er selbst hat an unterschiedlichen Standorten verschiedene Positionen bekleidet. Er war viel in Asien unterwegs, hat einen Job gemacht, bei dem 70 bis 80 Prozent  Reisetätigkeit inbegriffen war, und lebte gemeinsam mit seiner Frau  in Australien. „Immer dann, wenn ich dachte, jetzt wird es Zeit für eine Veränderung und ich mir überlegt habe, mich anderswo zu bewerben, wurde mir von GF eine neue interessante Position angeboten.“
Innerhalb von GF  unterscheiden sich die einzelnen Geschäftsbereiche voneinander und es war immer spannend, sich auf die verschiedenen Personen und Geschäftsmodelle  einzulassen, findet Andreas. Es war im wichtig,  von sich aus die Initiative zu ergreifen und aktiv die Entwicklung  von GF mitzugestalten. Andreas nahm die sich ihm bietenden Chancen wahr und machte Erfahrungen, für die er heute sehr dankbar ist. Zum Beispiel dafür, dass  er in Asien mit dem dortigen Business Unit Leiter zusammen Land kaufen, Firmen gründen und Darlehen abschließen konnte.

Seit 2017 ist Andreas Chief Financial Officer und Mitglied der Konzernleitung von GF. Diesen Schritt hatte er nie geplant: „Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und man muss Leute haben, die einen unterstützen.“

„Manchmal sind es diejenigen Dinge, die dich am Ende weiterbringen, von denen du gar nicht gedacht hast, dass jemand darauf achtet.“

Für Andreas sind nicht nur fachliche Kenntnisse wichtig, um im Berufsleben erfolgreich zu sein, sondern auch persönliche Fähigkeiten. Für Andreas sind dies die Folgenden:
  • Teamfähigkeit
  • Reflexionsfähigkeit, also bereit sein, sich einen Fehler einzugestehen. Nur so kann man sich wirklich entfalten und erfolgreich sein.
  • Bescheidenheit ist eine wichtige Eigenschaft. Man darf nicht vergessen, dass ein Unternehmen nur funktioniert, wenn es als Ganzes funktioniert. „Wenn man sich zu fein ist, den Arbeiter im Werk zu grüssen und mit ihm ein Gespräch einzugehen, wird man früher oder später darüber stolpern.“
  • Vertrauensbildung in zweierlei Hinsicht: Vertrauen schenken können, aber auch selber vertrauenswürdig sein.