Thorsten Michalik
Ungeplant an die Spitze - Thorsten Michalik
Nach einem anfänglichen Ausflug nach Reutlingen kommt der gebürtige „Konstanzer“ Thorsten Michalik zurück in die Heimat, um an der HTWG in Konstanz seinen Bachelor in der Betriebswirtschaftslehre zu absolvieren. Heute ist er Mitglied des Vorstands der DWS mit Sitz in Frankfurt.
Thorsten Michalik geht nach seinem Schulabschluss an die Hochschule in Reutlingen um dort Fertigungswirtschaft zu studieren. Schnell stellt er fest, dass der Ort und auch der Studiengang nicht unbedingt interessant für ihn ist. Schon immer wollte er in die Richtung des Marketings und somit hat sich Konstanz angeboten – der Ort, aus dem er gebürtig herkommt.
„Da ich eine absolute Wasserrate bin, probiere ich jede Sekunde, die ich da bin auf dem See zu verbringen.“
Zweimal im Jahr kommt Thorsten zurück in seine Heimat, um die Verwandtschaft zu besuchen und den See in vollen Zügen zu genießen. Er genießt es morgens am See zu joggen oder auch mit dem Stand Up Paddle Bord auf dem See unterwegs zu sein.
Durch zahlreiche Praktika und Jobs neben der FH, die in irgendeiner Weise etwas mit Investmentbanken zu tun hatte, hat Thorsten Michalik schon während dem Studium sein Interesse gefunden. Nach seiner Diplomarbeit steigt er in ein Trainee Programm der UBS ein, um die verschiedensten Handelsbereiche kennenzulernen. Aufgrund des Zusammenschlusses der UBS und des Schweizer Bankenvereins wurde das Trainee Programm frühzeitig beendet, womit sich für Thorsten die Chance ergab nach Frankfurt zu gehen.
Ein einfacher Schritt war das auf keinen Fall. Für ihn war es Lebensqualität als „echter Konstanzer“ in Zürich zu leben und somit immer wieder nach Konstanz kommen zu können. Auf der anderen Seite hatte er durch die Praktika, die er bereits absolviert hatte schon drei Mal in Frankfurt gearbeitet und dort einen Freundeskreis. Die Chance mehrere Praktika zu machen während des Studiums sieht Thorsten als einen großen Vorteil an.
„Das kommt immer wieder auf die Praktika zurück, etwas das ich der FH schlussendlich relativ hoch anrechne. Dadurch habe ich mir ein sehr starkes Netzwerk aufgebaut.“
Im Jahr 2000 kommt es zu einem Wechsel von der UBS zur Deutschen Bank. Bei einem Feierabendbier trifft Thorsten Michalik einen ehemaligen Vorgesetzten, der seine Fähigkeiten und Stärken bereits aus dem Praktikum kennt und ihn gerne in seinem Team haben möchte.
Von 2000 bis 2003 gelingt Thorsten ein sehr erfolgreicher Aufbau des Optionsscheingeschäfts. Nachdem auf dem deutschen Markt ein sehr hoher Marktanteil erreicht wurde, gab es die Möglichkeit für ihn den asiatischen Markt von Hong Kong aus aufzubauen.
„Zuerst kam das nicht in Frage für mich, da ich bisher keine wirklichen Berührungspunkte mit Asien hatte. Dann bin ich für eine Woche nach Hong Kong gereist und habe festgestellt, dass es mit die internationalste Stadt der Welt ist und, dass es einfach ganz normal ist beim Abendessen mit acht Leuten zusammen zu sitzen, die aus unterschiedlichsten Ländern, Regionen, Nationalitäten, aber auch Religionen kommen. Das war sowas von Multikulti und so befruchtend – es hat meinen eigenen Horizont erweitert.“
Im Rahmen eines Expat-Vertrags geht Thorsten mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau für drei Jahre nach Hong Kong. Die wohl wichtigste Erfahrung für ihn? „Expect the unexpected – in Asien passieren Dingen bei denen man als Europäer nie gedacht hätte, dass das passieren kann.“
Eine andere Zeitzone, eine andere Art von Business Ethik, eine andere Kultur, die dadurch geprägt ist, dass sie so wahnsinnig international ist, aber doch irgendwo diesen chinesischen Einfluss hat, das hat ihn am meisten herausgefordert und war das was er wirklich toll fand an dieser Zeit.
Wieder zurück in Deutschland bekommt Thorsten Michalik den Auftrag ein komplett neues Geschäftsfeld für die Investmentbank zu entwickeln: das ETF-Geschäft (Exchange Traded Funds). Trotz anfänglicher Holprigkeiten und Bedenken Anderer, hat er sich immer wieder gesagt, dass die Dinge schon irgendwie klappen werden. Das war in den Jahren 2006 / 2007 und innerhalb von fünf Jahren war die Deutsche Bank der zweitgrößte Anbieter in Europa und der fünfgrößte Anbieter weltweit. 2012 wurde das Geschäftdas „Asset Management“ (Vermögensverwaltung) integriert. Die DWSist heute Marktführer in Deutschland mit 25 Prozent Marktanteil. Thorsten Michalik hat sich innerhalb von fünf Jahren nach oben gearbeitet und leitet heute auf der einen Seite das Asset Management für Europa, auf der anderen Seite ist er zuständig für den Vertrieb und das Marketing in Europa und Asien.
„Das vielleicht Interessanteste ist: das war alles null geplant! Es war nie geplant, Vorstand eines börsengelisteten Unternehmen zu werden, das hat sich so ‚on the go‘ ergeben.“
Zwölf Monatelang initiieren Michalik und sieben weitere Kollegen den Börsengang der DWS – erfolgreich, denn seit März 2018 ist das Unternehmen Teil des S-DAX und Thorsten Michalik Teil des Vorstands.
Das gefällt ihm besonders gut an seiner jetzigen Position: „Die Möglichkeit zu haben in so einer verantwortungswollen Position zu sitzen und zu wissen, dass die eigenen Entscheidungen eventuell den Unterschied machen, das ist schon das, was mir mit Abstand am allermeisten Spaß macht.“
Wichtig für Thorsten ist sich Zeit zu nehmen für gewissen Dinge, wie die Familie, Freunde und auch Urlaub. Großen Wert legt er vor allem aber auf eines: „Ich nehme mir Zeit für Sport, weil das ist etwas, das ganz klar ist: wenn der Körper nicht eine gewisse Fitness hat, kann man ein gewisses Programm nicht durchziehen.“
Thorstens Tipp:
„Know your numbers! Egal in welcher Industrie man anfängt, man muss diese Industrie verstehen. Und das ist mehr als Zahlen zu wissen. Dazu gehört auch Entscheidungsträger und Stakeholder außerhalb des Unternehmens zu kennen, Kontakte zu pflege und viel mehr.“