Professor Stephan Grüninger
Professur aus Leidenschaft – Professor Stephan Grüninger
Stephan Grüninger begann sein BWL-Studium im Jahr 1991 an der HTWG in Konstanz und schloss es erfolgreich 1996 mit Diplom ab.Im Anschluss promovierte er an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zum Vertrauensmanagement von Unternehmen in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kooperationsbeziehungen. Im Anschluss an seine Promotionsphase war Herr Grüninger in diesem Themengebiet für verschiedene namhafte Unternehmen tätig. Sein Engagement und seine fachliche Spezialisierung prägten seinen Werdegang, der ihn als Partner einer großen Beratungsgesellschaft schließlich zur aktuellen Position des Professors an der Hochschule und Leiter diverser Institute und Foren führte.
Bereits seine Ausbildung zum Bankkaufmann und die anschließende Beschäftigung als Kundenberater hatten den Grundstein für Herrn Grüningers Interesse an der Betriebswirtschaftslehre gelegt und seine Entscheidung zum entsprechenden Wirtschaftsstudium nachhaltig beeinflusst.
Früh richtete sich der Fokus seines Interesses auf das Thema „Unternehmensethik“ und die damit verbundene Frage, wie Moral in Unternehmen und in die Wirtschaft implementiert werden kann. Aufgrund der zum damaligen Zeitpunkt angebotenen Kurse von Professor Beutel und Richter sollte es dann, neben dem Faktum des schönen Sees, „der uns hier ja irgendwie alle herlockt!“, die HTWG in Konstanz werden, die sich rückblickend als Startpunkt einer blühenden Karriere entpuppte.
„Aufgrund der angebotenen Kurse von Professor Beutel und Richter sollte es dann, neben dem Faktum des schönen Sees, die HTWG in Konstanz werden.“
Im Laufe des Studiums zog es Stephan Grüninger auch für ein Semester ins Ausland, obwohl Auslandssemester im Studium früher eher die Ausnahme darstellten. Herr Grüninger hatte sich für die USA entschieden, da die Vereinigten Staaten bereits in seiner Schulzeit eine hohe Faszination auf ihn ausübten und er schon immer mal Amerika sehen wollte. Als er nach seinem ersten Praxissemester bei Hewlett-Packard in den USA mit einem Freund einen Rucksack-Trip durch das Land gemacht hatte, wuchs der Wunsch, eine noch längere Zeitspanne in den Staaten zu verbringen.Durch einen Bekannten gelang es ihm, eine Stelle bei einem weltweit bekannten Strickmaschinenhersteller in New York zu erhalten. Die Möglichkeit, New York City aus der Sicht von Einheimischen kennenzulernen, war für ihn etwas ganz Besonderes. Er kann es jedem Studenten nur empfehlen, während des Studiums auch eine Zeit im Ausland zu verbringen und dort neue Erfahrungen zu sammeln.
„New York City aus der Sicht von Einheimischen kennenzulernen, war etwas ganz Besonderes.“
In seinem Studiums an der HTWG setzte sich Stephan Grüninger intensiv mit Themen der Wirtschaftsethik auseinander. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Wieland begleitete er tatkräftig die Gründung des Konstanz Institut für Wertemanagement. In einem Forschungsprojekt des neuen Instituts befasste sich Herr Grüninger mit der Entwicklung eines Wertemanagementsystems für die Bauindustrie. Die praktische Umsetzung dieses Managementsystems bildete schließlich auch den empirischen Teil seiner Dissertationsschrift. Seine Promotion wurde von der Universität Oldenburg mit summa cum laude ausgezeichnet.
Direkt nach der Promotion arbeitete Stephan Grüninger am Management-Zentrum Sankt Gallen. Zu dieser Zeit wuchs auch das Interesse der Big-4-Gesellschaften sich mit unternehmensethischen Zusammenhängen und verantwortungsvoller Unternehmensführung auseinanderzusetzen. Dr. Grüninger führte dieser Umstand aus dem Süden Deutschlands ins Rheinland. Zunächst arbeitete er bei KPMG in Köln und anschließend bei Ernst & Young in Düsseldorf. Seine Zeit bei KPMG wurde von der Untersuchung wirtschaftskrimineller Handlungen dominiert und es wurde deutlich, dass Unternehmen die Präventionskomponente zur Verhinderung dieser Vergehen häufig vernachlässigten. Hier konnte Stephan Grüninger andocken und sein Schritt in eine große Beratungsgesellschaft erwies sich als richtig, weil „(…) man so ein Thema vor allem aus einer Big4-Gesellschaft heraus, die über ein entsprechend großes Netzwerk verfügt, treiben und entwickeln kann“.
„Das war durchaus ein wenig eigentümlich, aber auch lustig, dass meine alten Professoren, die neuen Kollegen waren.“
Der vorerst letzte Stopp seiner Karriere sollte die Tätigkeit als Professor sein. „Für mich war, und deswegen bin ich an die Hochschule gekommen, klar, dass ich Lehre machen möchte, aber auch forschen möchte und dass ich auch in einem gewissen Umfang in der Beratung tätig sein will!“. Das alles bewegte ihn dazu, zurück in ein alt-bekanntes Umfeld zurückzukehren, nämlich an die HTWG. „Das war durchaus ein wenig eigentümlich, aber auch lustig, dass meine alten Professoren, die neuen Kollegen waren“. Die Situation gestaltete sich allerdings sehr positiv für ihn und er hat seine Rückkehr an den Bodensee in guter Erinnerung: „Ich wäre ganz sicher nicht an jede Fachhochschule gegangen, schließlich war die andere Option, weiterhin Partner bei Ernst & Young zu bleiben, nicht vollständig unattraktiv“. Aber zu keiner Zeit fühlte es sich an, als käme er als Student zurück, sondern „(…) man hat mir den Eindruck vermittelt, dass man mir auf Augenhöhe begegnet“. Sein Dank gebührt den sympathischen und äußerst freundlichen Kollegen, die ihn damals in ihren Kreis aufnahmen.
Neben seiner Professorentätigkeit ist Herr Grüninger heute wissenschaftlicher Direktor des Konstanz Institut für Corporate Governance (KICG) der HTWG. Außerdem ist er Direktor des Forum Compliance & Integrity (FCI) sowie des Forums Compliance Mittelstand (FCM), dessen Gründung er 2016 initiierte. Parallel ist er Vorstandsvorsitzender des Deutschen Netzwerks für Wirtschaftsethik (DNWE) und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Instituts für Compliance (DICO). Auf die Frage, woher er die ganze Zeit nimmt, um nebenbei so viele Ämter auszufüllen, antwortet er, dass er dieses Engagement immer schon berufsintegriert gesehen hat. Das oberste Ziel seines Tuns ist das Schaffen von Mehrwert für Studenten. Um dies zu gewährleisten, müsse ein Hochschulprofessor immer auf dem aktuellen Stand seines jeweiligen Themas sein und dies erreicht Herr Grüninger durch Forschung und den Austausch mit Kollegen.
BWL-Studenten möchte Herr Grüninger mit auf den Weg geben, dass sie stets neugierig bleiben sollten. Manchmal gelte es, dem Inhalt eine größere Bedeutung beizumessen, statt sich nur auf die finalen Noten zu fokussieren. Selbstverständlich sollte am Studienende ein guter Bachelor- oder Masterabschluss erzielt werden. Im Zentrum des Studiums stünden aber die persönliche Weiterentwicklung und der Lernprozess im Sinne des humboldtschen Bildungsideals. „Glücklicherweise steht dies in der Konstanzer BWL immer noch im Vordergrund.“
Prof. Grüninger ist der Meinung, dass fachliches Wissen heutzutage schnell wieder entwertet wird, weil sich die Dinge rasant weiterentwickeln und gibt deshalb den Tipp: „Suchen Sie sich Orientierungswissen! Stellen Sie sich die Frage: Wie kann ich mich in dieser Welt zurechtfinden?“ und dazu gehört eine gewisse Portion Neugierde auf neue Themen und dass man im Rahmen des Studiums frühzeitig nach Spezialisierungsmöglichkeiten sucht.